Vor der Industrialisierung des Ackerbaus, sei es selbstverständlich gewesen, dass alle, die Gemüse anbauen, davon auch Saatgut produzieren. Das Ergebnis dieser jahrtausendealten Kulturtechnik war eine riesige Vielfalt von Pflanzensorten – optimal angepasst an die Umwelt-, Wetter- und Bodenverhältnisse vor Ort. Doch dieser Reichtum war einmal. Von den Gemüsesorten, die vor 100 Jahren existierten, gibt es gerade noch zehn Prozent. Das in Bau- und Supermärkten erhältliche Saatgut hat die alteingesessenen Sorten verdrängt. Über Generationen vererbte Familien-Züchtungen verschwanden aus den Gärten. Stattdessen kamen neue, amtlich registrierte Sorten – vergleichsweise wenige, oft unfruchtbare Hybride, für deren Vertrieb Unternehmen Lizenzgebühren kassieren. Private Sorten wie die »Krögersche Stangenbohne« etwa, die die Schweriner Familie Kröger jahrzehntelang in Eigenregie züchtete, gelten als »verboten«.
Saatje widmet sich der Saatgutvermehrung von Gemüse, Kräutern und Blumen – Jahr für Jahr am selben Standort in ihrer Bio-Gärtnerei in Wilsen bei Rostock. Nur so passen sich die Sorten über die Jahre an den mecklenburgischen Standort und die klimatischen Veränderungen an. Saatje verstehen Saatgut als Kulturgut und behandeln es auch so. Deshalb vermehren sie ausschließlich samenfeste Sorten und sorgen dafür, dass vor allem die selteneren Sorten in vielen Gärten unserer Region ein neues Zuhause finden. Darüber sollen alle Interessierten in dem Vortrag von Steffie Busch mehr erfahren.