© TMV

Baumaterial des Mittelalters

Der Backstein

© pixabay/KRiemer

Seit dem frühen Mittelalter wurden in Stralsund die Gebäude vorwiegend aus Backstein erbaut. Prächtige Bauten wie die drei großen Kirchen und das Rathaus, welche seit jeher das Stadtbild prägen, entstanden aus diesem Material. Doch auch Wohn- und Handelshäuser wurden gern aus Backstein errichtet.

Viele der Giebelhäuser wurden anschließend verputzt und in unterschiedlichen Farben angestrichen und verziert. Doch warum wurde ausgerechnet dieser rote Backstein verwendet?

 

seit Jahrtausenden beliebt

Bereits in der Antike bauten die Römer mit Backstein, zum Beispiel die Prätorianerkaserne in Rom. Jedoch bevorzugten die Römer zunehmend Bauten aus Marmor und vernachlässigten den markanten Baustoff.

Erst im Frühmittelalter kam die Backsteinbauweise in Europa wieder vermehrt auf und wurde im Hochmittelalter verstärkt vorangetrieben. In schnell wachsenden Städten und Handelszentren konnte man die traditionelle Baukunst wieder häufiger entdecken. Aber auch besonders dort, wo es an anderem geeignetem Steinmaterial für Häuser mangelte, wurden Gebäude mit Backstein errichtet.

Der Bauboom zu Beginn des 17. Jahrhunderts von barocken Schlössern und Klöstern führte zu einem großen Bedarf an Baustoffen. Nicht nur die Produktion von Backstein stieg an, auch das Herstellungsverfahren wurde weiterentwickelt und mündete zur Zeit der Industrialisierung schließlich in eine Massenproduktion. Das Besondere in dieser Epoche war die kunstvolle Verwendung des Backsteinbaus in der Fabrikarchitektur. Ungefähr ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Baustoff auch im Bereich der Wohnarchitektur mit nach außen sichtbarer Form eingesetzt. Der Backstein mit seiner ästhetischen Qualität wurde letztlich en vogue.

Nach wie vor gehört Backstein zu den beliebtesten Baumaterialien beim Hausbau, denn neben einem guten Aussehen ist er auch robust, wetterfest und energiesparend. Vor allem im Norden und Westen Deutschlands dominieren bis heute rote Backsteinfassaden das Bild vieler Städte. In den vergangenen gut 20 Jahren hat sich der Baustoff mit seinen schier unendlichen Ausdrucksmöglichkeiten endgültig einen Spitzenrang in der zeitgenössischen Architektur – und auch in der Avantgarde-Architektur – erobert.

Herstellung von Backstein

© TZ HST/Kredl

Ton bildet das grundlegende Element des Backsteins. Im Produktionsprozess wird dieser sorgfältig aufbereitet, in Form gebracht und anschließend gebrannt. In der Regel werden drei verschiedene Tonsorten hergestellt, welche sich jeweils in Farbe und Zusammensetzung unterscheiden:

Kalkhaltiger Ton: ergibt eine gelbe Backsteinfarbe
Eisenhaltiger Ton:  führt zu rot bis rotbraunen Backsteinen
Naturton: erzeugt verschiedene Farben - Weiß, Grau oder auch Schwarz

Je nach Lagerstätte, weist der Ton eine eigene Charakteristik hinsichtlich der Mineralienzusammensetzung und der Dauer der Verwitterungszeit auf. Um Backsteine herzustellen und ihn leicht verarbeiten zu können, wird der Ton meist mit Wasser gemischt. Danach wird er mit der sogenannte Ziegelpresse, in Formen gegossen und gepresst. Im Anschluss werden die Rohlinge in einer Trockenkammer gelagert. Als letzter Schritt erfolgt das Brennen der Ziegel.

Dabei werden die Rohlinge bei etwa 180 Grad vorgewärmt, bis sie dann auf bis zu 1080 Grad erhitzt werden. Die Temperatur variiert beim Brennvorgang von etwa 900 bis 1080 Grad, abhängig vom gewünschten Farbton des späteren Backsteins. Nach dem Brennvorgang werden die Backsteine im Schnellverfahren auf etwa 600 Grad herabgekühlt. Danach wird ihre Temperatur langsam auf 40 Grad abgesenkt, bevor sie schließlich als Baumaterial eingesetzt werden können.

Backstein-Galerie

eine kleine Sammlung der in Stralsund verbauten Backsteine